Home » 23. TM-Festival » Presseschau Festival 2019

Presseschau Festival 2019

Presse-und Portalschau im Nachklang des 23. Internationales Thomas-Mann-Festival „Europa der Heimaten“ Nida (13.–20. Juli 2019)

Traditionell wird der Eröffnung des Thomas-Mann-Festivals in der Presse Aufmerksamkeit geschenkt und zu Beginn des Festivals erscheint alljährlich ein Überblicksartikel in verschiedenen Medien, der über die geplanten Höhepunkte der Woche informiert. Ebenfalls wird stets über die Eröffnungsveranstaltung berichtet, wobei aus der Ansprache des Schirmherren des Festivals, des Altpräsidenten Valdas Adamkus häufig zitiert wird. An einem der ersten Tage folgt auch ein kurzer Auftaktbericht in den Abendnachrichten von LRT.[1] Resümierende Texte erscheinen in der Regel erst später, häufig gegen Sommerende. Die nachfolgende Zusammenfassung liefert kein umfassendes Bild, sondert sammelt eher wichtige Schlaglichte für die deutschsprachige Leserschaft.

[1] https://www.lrt.lt/mediateka/irasas/2000074408/thomo-manno-festivalis-nidoje-tevyniu-europa [6.September 2019].

Junge Dirigenten auf dem Festival in Nida

Lietuvos rytas resümiert das Thomas-Mann-Festival unter der Überschrift „Thomo Manno festivalį vainikavo jaunųjų dirigentų debiutai“[Das Thomas-Mann-Festival wurden von den Debüts junger Dirigenten gekrönt].[1] Hier liest man: „Während der ganzen Woche trafen sich Niddener und Kurortgäste mit Intellektuellen, zu Lesungen von Thomas Mann, Ausstellungseröffnungen und Filmvorführungen.[   ] Auch das Abschlusskonzert des Festivals zeigte, dass Heimat grenzenlos, spirituell und fließend sein kann.“ Dann wird der Chor des Festivals „Aidija“ gewürdigt: „Künstler mit unterschiedlichem Temperament, Musikgeschmack und Neigung eröffneten ein weites Panorama von dem Konzertpublikum unbekannter Chormusik  – von Heinrich Schütz bis zu zeitgenössischen Werken. Im vergangenen Jahr sang „Aidija“ während der Kreativ-Workshops auf Estnisch, Lettisch und Litauisch und in diesem Jahr musste der Chor sein Repertoire auf Deutsch und Französisch proben. Aber für die alten Hasen des Festivals stehen große Herausforderungen stets auf der Tagesordnung.“

[1] https://www.lrytas.lt/kultura/meno-pulsas/2019/07/22/news/thomo-manno-festivali-vainikavo-jaunuju-dirigentu-debiutai-11196406/ [6. September 2019].

Die Musikwissenschaftlerin Laimutė Ligeikaitė stellt ihren ausführlichen Bericht „Skambantys tėvynių apmąstyma. Žvilgsnis į šių metų Thomo Manno festivalį Nidoje“ [ Klingende Heimatreflexionen. Ein Blick auf das diesjährige Thomas-Mann-Festival in Nida][1] in 7md vor. Hier schreibt sie im Anschluss an ihre ausführlichen Bemerkungen über jedes Kammerkonzert im Hinblick auf die jährlichen Auftragskompositionen des Thomas-Mann-Festivals: „Wir sollten froh darüber sein, dass auf dem Festival stets litauische Musik gespielt und neue Produktionen uraufgeführt werden. Dies ist ein wichtiger Anreiz für unsere Komponisten und Interpreten sowie eine Gelegenheit für das internationale Publikum und die Community in Nida, sie kennenzulernen und hoffentlich auch zu genießen. Es scheint, dass die treuesten, langjährigen Konzertbesucher dieses als sehr natürlich und  mit Neugierde begrüßen. Andererseits wünschen wir uns ein noch breiteres Echo und eine Verbreitung relevanter litauischen Kompositionen auch außerhalb Litauens. Könnte die Zusammenarbeit der Festivalveranstalter mit verwandten deutschen Kulturinstitutionen in Zukunft solche Früchte tragen?“

Laimutė Ligeikaitė stellt in ihrem Fazit fest: „Die Qualität ist das Markenzeichen des Thomas-Mann- Festivals. Es sind keine zufällige Kulturpersönlichkeiten, die diese Kulturveranstaltungen koordinieren, verwalten, leiten und kommentieren [es folgt eine Aufzählung von Namen und Institutionen] Alle Veranstaltungen finden in litauischer und deutscher Sprache statt. Die Übersetzerin Jūratė Žukauskaitė arbeitet sehr professionell. Es werden zweisprachige Texte, Konzertzubehör und von Jokubas Jacovskis geschmackvoll gestaltete Kataloge verteilt. Es wäre sinnvoll , die Veranstaltungen des Festivals , die zum Nachdenken, Zuhören, Diskutieren und Musizieren anregen, viel weiter zu verbreiten Neben der Botschaft, dass das Sommerfest des Kurorts eine starke Wertorientierung bietet, kann es ein ernstzunehmender Ausgangspunkt für die internationale kulturelle Zusammenarbeit werden.“

[1] https://www.7md.lt/muzika/2019-06-28/Skambantys-tevyniu-apmastymai [6.September 2019].

Laimutė Ligeikaitė hat ebenfalls einen Text „Muzikiniai tevynes pavidalai Thomo Manno-Festivalyje“ [Formen der musikalischen Heimat auf dem Thomas-Mann-Festival][1]auf Muzikos antenai veröffentlicht. Hier merkt sie u.a. an: „Wie in jedem Jahr mangelte es auf dem Thomas Mann Festival nicht an guter litauischer Musik. Blick man durch dieses Prisma auf die Veranstaltungen, die sich in das Thema „Europa der Heimaten“ vertieften, wird auf Künstler mit ähnlichen Schicksalen, Kontroversen, Verlusten und Entdeckungen aus Europa und der ganzen Welt verwiesen. Auf der anderen Seite ermutigt es uns, ein weiteres ziemlich schmerzhaftes Thema zu überdenken: Sind wir, die litauischen Künstler für Europa interessant?“

[1] https://muzikosantena.lt/2019/08/02/laimute-ligeikaite-muzikiniai-tevynes-pavidalai-thomo-manno-festivalyje/ [6.September 2019].

Zum ersten Mal wird der nun schon zum dritten Mal stattfindende Essaywettbewerb für Studenten ausführlich in einem Zeitungsartikel gewürdigt. Unter der Überschrift „Jaunimo-ese-thomo-manno-festivalyje-parode-kaip-masto-naujoji-karta-kaip-ji-mato-lietuva“[1] [Der Essaywettbewerb für die Jugend auf dem Thomas-Mann-Festival zeigt, wie die neue Generation denkt, wie sie Litauen sieht] berichtet 15min in Wort und Bild über die Veranstaltung, auf der die drei Finalisten ihre Texte zum Motto des Festivals präsentierten. Der Journalist Audrius Ožalas gibt ebenfalls Momente aus der stattfindenden Diskussion wieder und zitiert einen der Preisträger, Justinas Martinkus. Dieser habe beanstandet, dass es in der Schule an Vermittlung globaler Sichtweisen mangele. Er habe die überzogenen nationalen Sichtweisen kritisiert und bedauert, dass es in Litauen an Autoritäten fehle, die ein kulturell neues attraktives Image Litauens erschaffen können. Auch Laurynas Katkus, der Kurator des Wettbewerbs kommt in dem Bericht zu Wort und merkt an, dass es in diesem Jahr eine stärkere Beteiligung gegeben habe, denn „ für jeden Litauer ist das Motto ein verständliches Thema und jeder hat eine Meinung dazu“. Darüber hinaus unterstreicht er, dass diese Veranstaltung mit dazu beitrage, in der Öffentlichkeit zu sprechen und konstruktiv zu diskutieren.

15min veröffentlicht im Nachklang des Festivals ein umfangreiches Interview mit dem Filmregisseur Thomas Stuber mit dem Titel „Lietuvoje filmą kūręs režisierius Thomas Stuberis: „Čia radome ypatingą atmosferą“ [Der Regisseur Thomas Stuber, der einen Film in Litauen gedreht hat: „Wir haben hier eine besondere Atmosphäre entdeckt“].[1] Mehrere seiner Filme wurden nach kurzen persönlichen  Einführungen des Autors auf dem diesjährigen Festival gezeigt. Stuber nimmt noch einmal Bezug auf die Drehorte für den Film „Kruso“ und unterstreicht, dass die Natur der Kurischen Nehrung ideal dazu beigetragen, habe die Atmosphäre seines Filmes zu vermitteln. Zum Ende des Interviews bekennt Stuber, dass ihm Litauen ans Herz gewachsen sei. Litauen sei besonders, er möge vor allem die Verbindungen verschiedener Kulturen. Ihm gefalle auch, dass die Litauer sehr offene Menschen sind.

[1] https://www.15min.lt/kultura/naujiena/kinas/lietuvoje-filma-kures-rezisierius-thomas-stuberis-cia-radome-ypatinga-atmosfera-4-1178072 [6. September 2019].

[1] https://www.15min.lt/kultura/naujiena/literatura/jaunimo-ese-thomo-manno-festivalyje-parode-kaip-masto-naujoji-karta-kaip-ji-mato-lietuva-286-1176314 [6.September 2019].

Stadt ohne Juden Filmprogramm im Festival

Unter der Überschrift „Žydų pamokos tėvynių Europoje“[1] [Jüdische Unterrichtsstunde im Europa der Heimaten] berichtet Ramūnas Čičelis in Diena über die Aufführung des  österreichischen Stummfilm „Die Stadt ohne Juden“ unter  der Regie von Hans Karl Breslauer (1924). Čičelis fasst die für ihn eindrucksvolle Entstehungsgeschichte des Werkes und das weitere Schicksal für die Leser kurz zusammen, um dann die Aufführung im Kontext des Thomas-Mann-Festivals zu würdigen. Er schreibt: „Breslauers Film auf dem Festival in Nida argumentiert, dass Gruppen von Menschen, die als Nation bezeichnet werden, ihr Leben nicht eher durch Abgeschlossenheit und Selbstisolation von der Welt definieren, sondern vielmehr durch ihre Fähigkeiten, sich selbst zu verwirklichen und ihre Identität sowie ihr religiöses und kulturelles Erbe zu bewahren.“ Abschließend resümiert der Autor zum Thema des Festivals: „Für viele klang das Thema des diesjährigen Nida Thomas Mann Festivals vielleicht anmaßend und lieferte Impulse zur Diskussion: Wie können wir über mehrere und nicht über ein Heimatland sprechen? Schließlich ist es sinnvoll zu fragen, wie unsere Verwurzelung an verschiedenen Orten zu einer Zeit funktioniert, in der es Mode geworden ist, über intelligentes, kreatives und sinnvolles Leben zu sprechen, indem man einfach den Ort wechselt und nicht für immer in unserer Heimatstadt oder in unserem Staat bleibt. Paradoxerweise schweigen diejenigen, die viel über die sich ständig neu bildende Persönlichkeit des Migranten sprechen, fast immer, wenn sie gefragt werden, wie denn diese Transformation tatsächlich abläuft.“

[1] https://www.diena.lt/naujienos/nuomones/nuomones/zydu-pamokos-tevyniu-europoje-923942 [6. September 2019].

 

….zurück zum Archiv Programm 23. Festival 2019